Deutsches Meter

Allgemeine Fragen zu GPS und verwandten Themen

Moderator: Roland

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Jörn Weber
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Deutsches Meter

Beitrag von Jörn Weber » 05.11.2007 - 11:03

Hallo zusammen,

ich habe jetzt eine Quelle zu dem gefunden was ich schon lange schwelte:


http://www.gsn.gov.na/map_system.htm
http://www.asprs.org/resources/grids/08 ... amibia.pdf
http://support.esri-germany.de/files/su ... chland.pdf

1.
1 internationaler Meter entspricht 1.00000135965 deutsche Meter (GlM).

2.
Der Schreibersche Block ist mit dem deutschen Meter vermessen worden.

3.
Der Bessel 1841 ist auch auf das deutsche Meter bezogen. Aber der später verwendet Bessel 1841 (Namibia) basiert auf dem Internationalen Meter. Beide Ellipsoide sind folglich völlig identisch und verwenden nur eine unterschiedliche Längeneinheit, da der eine vor und der andere nach Einführung des internationalen Meters entstanden ist.

4.
Das deutsche Meter ist mit dem Berliner Netz 88 in Form von Söldner-Koordinaten noch in amtlichem Gebrauch!

5.
Von dem Problem sind alle Map Datum betroffen die den originalen Bessel 1841 und/oder den Fundamentalpunkt in Rauenberg erwenden. Dazu gehört nemen dem Originalen Rauenberg-Datum auch das Map Datum Herrmannskogel und seine Derivate. Mann brauch sich dann auch nicht über die Diffrenzen zwischen dem Herrmannskogel und dem Yugoslavia/Croatia Datum wundern.

Ich habe eben mal einige Karten-Viewer wie TTQV und Co. durchgesehen. Sie ignorieren denn Unterschied zwischen deutschen und internationalen Meter und bemaßen ihn mit deutschen Metern obwohl sie das internationale Meter meinen. Aufgefallen ist das Proble offensichtlich erst 2002 bei der Durchsicht der Namibianischen Karthographie durch Professor Prof. Charles L Merry. Cliff Mugnier hat das Problem dann letztes Jahr in einer seiner Kolumnen über Namibia breit getreten.

Argl...



Gruss Joern Weber
Zuletzt geändert von Jörn Weber am 24.05.2009 - 11:52, insgesamt 1-mal geändert.

Deichgraf
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Beitrag von Deichgraf » 05.11.2007 - 11:57

.....Das M. ist der zehnmil-
lionste Teil des Viertels eines Erdmeridians (ein
Zehnmillionstel des Erdmeridianquadranten), und
zwar des Quadranten zwischen dem Äquator und
dem Nordpol.
Diese Länge ist dem M. als Maßeinheit auch unab-
änderlich verblieben, obgleich nach neuern Messun-
gen und Berechnungen (namentlich Bessels 1837)
sich die wahre Größe des Meridianquadranten, bei
Annahme einer Abplattung von nur ˆ299, auf
10000856 rQ erhöht.

Aus Brockhaus Konversations Lexicon

Gruß
Günther

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Jörn Weber
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Beitrag von Jörn Weber » 05.11.2007 - 14:41

Hallo Günter,
Deichgraf hat geschrieben:.....Das M. ist der zehnmil-
lionste Teil des Viertels eines Erdmeridians (ein
Zehnmillionstel des Erdmeridianquadranten), und
zwar des Quadranten zwischen dem Äquator und
dem Nordpol.
Diese Länge ist dem M. als Maßeinheit auch unab-
änderlich verblieben, obgleich nach neuern Messun-
gen und Berechnungen (namentlich Bessels 1837)
sich die wahre Größe des Meridianquadranten, bei
Annahme einer Abplattung von nur ˆ299, auf
10000856 rQ erhöht.

Aus Brockhaus Konversations Lexicon
Ein gute Definition des Deutschen Meter hast da heraus gesucht. 1889 wurde sie revidiert und durch das Pariser Urmeter ersetzt.

http://www.bipm.org/en/home/

Die Differenz zwischen Deutschen Meter und Internationalen Meter ist zwar extrem gering und für viele Anwendungen unerheblich. Nur bei großen Längen fällt es auf. Schon bei der Festlegung des Schwarzeneck-Datum muss das Problem aufgefallen sein, denn dfür wurde ja ein exakt vom Deutschen Meter auf das internationale Meter umgerechneter Ellipsoid, heute als "Bessel 1841 (Namibia)" bekannt, verwendet. Aufgefallen ist es vermutlich durch die von Großbritanien im Helgoland-Sansibar-Vertrag hinzugewonnen und bereits damals mit dem internationalen Meter vermessenen Gebieten.Andernfalls hätte man dort sonst mit zweierlei Elle messen müssen.

Es sind somit der "Bessel 1841" und der "Bessel 1841 (Namiba)" vom Prinzip her identische Ellipsoide welche nur mit unterschiedlich Langen Meter berechnet worden sind. Benutze bitte einen Taschenrechner:

Bessel 1841 (Namibia) / Bessel 1841 = Umrechnungsfaktor zwischen deutschen und internationalen Meter

entspricht:

6377483,865 / 6377397,155 = 1,0000135964560294034251658582803

Bessel selber ist schon 1846 verstorben und hatte mit der Änderung der Meter-Definition nichts zu tun.


Ich fasse es nicht....

Gruss Joern Weber
Zuletzt geändert von Jörn Weber am 18.12.2007 - 21:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Roland
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Beitrag von Roland » 05.11.2007 - 21:54

Hallo Jörn,


jetzt lassen wir Namibia mal den Namibianern ...
Bei ESRI heißt es nämlich
Die EPSG-Datenbank nennt Namibia als "Area of use".
Und auch die folgenden Ausführungen lesen.

Die deutschen Landesvermessungen beruhen weitgehend auf Messungen mit dem Besselschen Basisapparat, der aus zwei Toisen bestand.
Das führte zu dem „Meter der preußischen Landesaufnahme“. Nennt man das heute „German legal meter“? Das hat möglicherweise einen schönen Klang, tönt in meinen Ohren aber hohl.

Ich gebe zu, die genaue Herleitung dieses Meters ist mir gerade nicht momentan. War das ein Fehler in den Fortin-Toisen des Besselschen Apparates oder einer in der Anlehnung ans legale Meter ??? Da muss ich selbst nochmal stöbern.

Der Unterschied dieses Meters zum internationalen Meter beträgt 13,35 ppm, s. hier http://www.lverma.nrw.de/produkte/raumb ... RAFO_1.pdf
Seite 12.
Das ist ein anderer Wert als der von Dir oben veröffentlichte, der sich m.E. auf Namibia bezieht und Dein zu Anfang genannter Wert hat noch eine Null zuviel !

Der Wert 13,35 ist jedem Vermesser spätestens seit dem Aufkommen der elektrooptischen Distanzmesser in den siebziger Jahren bekannt. Diese waren und sind aufs internationale Meter geeicht (die Geräte). Hm, also den Vermessern in ehemalig preußischen Gebieten, so Nordwest-Deutschland. Der Faktor ist in Deutschland nämlich variabel.

Dass man daran bei Viewern denken soll, hatte ich noch nicht bedacht.
Aber 13.35 ppm, das sind 1,3m auf 100 km … sieht man das ?

Wollen wir Kowoma nicht endlich zu einem Vermesser-Forum umkrempeln ? Ich bin dabei :twisted:


Grüße Roland
Zuletzt geändert von Roland am 06.11.2007 - 23:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Jörn Weber » 05.11.2007 - 22:57

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: jetzt lassen wir Namibia mal den Namibianern ...
Bei ESRI heißt es nämlich
Die EPSG-Datenbank nennt Namibia als "Area of use".
Und auch die folgenden Ausführungen lesen.

Die deutschen Landesvermessungen beruhen weitgehend auf Messungen mit dem Besselschen Basisapparat, der aus zwei Toisen bestand.
Soweit ist mir das schon klar.
Das führte zu dem „Meter der preußischen Landesaufnahme“. Nennt man das heute „German legal meter“? Das hat möglicherweise einen schönen Klang, tönt in meinen Ohren aber hohl.
Nö, alle Umrechnungen auf Meter bezogen sich vor der Einführung des internationalen Meter auf das deutsche Meter. Der Bessel 1841 ist nachweislich in deutschen Metern angegeben. Der Namibia-Ellipsoid und der WGS84-Quasi-Geoid hingegen in internationalen Metern.
Der Unterschied dieses Meters zum internationalen Meter beträgt 13,35 ppm, s. hier http://www.lverma.nrw.de/produkte/raumb ... RAFO_1.pdf
Seite 12.
Das ist ein anderer Wert als der von Dir oben veröffentlichte, der sich m.E. auf Namibia bezieht und Deiner noch eine Null zuviel !
Bei mir sind 0,000013 gleich 13 Millionstel oder 13 ppm. Bei dir nicht?

Danke für den Link. Das die deutsche Landvermessung richtig rechnet habe ich auch nicht angezweifelt. Allerdings haben scheinbar einige Programme, insbesondere Karten-Viewer, ein Problem damit, weil das Thema in der Literatur kaum erwähnt wird. Das ESRI-Dokument ist auch erst von Juli diesen Jahres. Mir war bisher auch nicht bewusst das ich bei der Berechnung eines Shift eines Map Datum die unterschiedlichen Längen des Meters der großen Halbachse berücksichtigen muss.

Dass man daran bei Viewern denken soll, hatte ich noch nicht bedacht.
Aber 13.35 ppm, das sind 1,3m auf 100 km … sieht man das ?
Du hast des Pudels Kern noch nicht erfasst. Das Problem ist die Länge der großen Halbachse des Bessel 1841, da diese in deutschen Metern definiert ist. TTQV als Beispiel verwendet für die große Halbachse 6377397,155 Meter. Wenn eine darauf kalibrierte Karte nach WGS84 umgerechnet werden soll muss auch die Länge des Meter umgerechnet werden. Das passiert aber nachweislich nicht. Und TTQV ist da nicht der einzige Viewer mit diesem Problem.

Ich schlafe noch mal darüber, bevor ich Jockel, aka den TTQV-Support, mit diesem Problem nerve.

Gruss Joern Weber

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Roland
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Beitrag von Roland » 06.11.2007 - 23:55

Hallo Jörn,

ich muss meine eigenen Empfehlungen besser beherzigen
Roland hat geschrieben:Und auch die folgenden Ausführungen lesen.
Bei ESRI gibt es nämlich den Hinweis
Beim Transformieren wird der Übergang vom legalem zum internationalen Meter vom Maßstab aufgefangen
S. 18.

Bei jeder gängigen Überführung, Transformation, Kartenkalibrierung wird ein Maßstab mitgeführt, der den Unterschied auffängt. So passen auch die Viewer.

Wenn Du jetzt einen Shift ohne Maßstabsverbesserung durchziehen willst ... dann müsstest Du vorher umrechnen.

Was ich hier schreibe ist zwar öffentlich aber nicht druckreif. Es gäbe noch eine ganze Reihe nennenswerter Umstände, die ich aber nicht exakt belegen kann.

Den Unterschied von 13 ppm hat m.W. schon Helmert durch einen Maßstabsvergleich herausgefunden. Tja, wann und wie.

Dann gibt es noch den auf Baeyer zurückzuführenden Beschluss der Konferenz der Mitteleuropäischen Gradmessung von 1864, "bei allen Berechnungen die Einheit der Besselschen Toise anzuwenden". Tja, aber beim Berechnen des Bessel-Ellipsoids wurden doch Gradbogenmessungen mit unterschiedlichen Meterdefinitionen gemittelt ...

Dann hatte ich in einem anderen Threat mal sinngemäß gesagt, dass ein Maßstabsfaktor von 15 ppm unsaubere Messung bedeuten würde. 13,35 wären aber schon geklärt ...

Gute Nacht
Roland

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Beitrag von Jörn Weber » 07.11.2007 - 18:02

Roland hat geschrieben:Hallo Jörn,

ich muss meine eigenen Empfehlungen besser beherzigen
Roland hat geschrieben:Und auch die folgenden Ausführungen lesen.
Bei ESRI gibt es nämlich den Hinweis
Beim Transformieren wird der Übergang vom legalem zum internationalen Meter vom Maßstab aufgefangen
S. 18.

Bei jeder gängigen Überführung, Transformation, Kartenkalibrierung wird ein Maßstab mitgeführt, der den Unterschied auffängt. So passen auch die Viewer.
Ich werde mal vorsichtig bei TTQV Nachfragen, ob dort das Problem bekannt ist.
Wenn Du jetzt einen Shift ohne Maßstabsverbesserung durchziehen willst ... dann müsstest Du vorher umrechnen.
Du hast recht, die Shift-Werte können diesen Fehler im soweit auffangen das der Fehler vernachlässigbar ist. Argl..., Für das Balkan Datum gibt es mehre Versionen des Datum Shift. Eventuell hilft mir diese Erkenntnis wenigstens einer dieser Shifts nachzuvollziehen.
Den Unterschied von 13 ppm hat m.W. schon Helmert durch einen Maßstabsvergleich herausgefunden. Tja, wann und wie.
Eine Einführung des um 13 ppm korrigierten Ellipsoid Bessel 1841 (Namibia) in 1894 wäre ohne den Segen von Helmert unmöglich gewesen. Wenn er nicht gar die Korrektur des Bessel 1841 selber veranlasst hat. Die war ja wegen der hinzu gekommenen britischer Gebiete in Namiba unumgänglich.

Gruss Joern Weber

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Beitrag von Jörn Weber » 07.11.2007 - 18:14

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: Was ich hier schreibe ist zwar öffentlich aber nicht druckreif. Es gäbe noch eine ganze Reihe nennenswerter Umstände, die ich aber nicht exakt belegen kann.
Für dein Archiv:

http://adsabs.harvard.edu/full/1829AN......7R.385V
http://articles.adsabs.harvard.edu//ful ... 5.000.html

Interessant was in den US-Uni's so alles rumkullert.

Gruss Joern Weber

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Beitrag von Roland » 07.11.2007 - 22:38

Hallo Jörn,

guter Link. Hab' gleich mal nach Helmert gesucht. Unter den 28 relevanten Treffern fand ich spontan keinen, der mit dem Maßstabsproblem in Verbindung zu bringen wäre.
Hast Du noch einen Link zu Archiven.

Dann eben noch was zum Shift.
Habe "dienstlich" mit der neuesten Transformation des BKG gehadert:
BETA2007
Datumsübergang GK nach UTM mittels Stützpunkten. Wem's gefällt ...
Jetzt frag bitte nicht, wie die zugehörigen Shiftwerte zustande gekommen sind. Und bitte nicht, wo da der Maßstab bleibt. Da müsste ich (ohhh muss ich ?) selbst nochmal suchen.

Und als weiteres Späßchen kann man auf den Unterschied zwischen "International Foot" und "US Survey Foot" hinweisen. Weiß jetzt nicht, wie der zustande kam.
IBM
(dauert eine kleine Ewigkeit)
Habe ich gepostet, weil mich der Link zu IBM überraschte. Scheinbar basteln die an ihrer Spatial Database ...

Soviel für heute.


Grüße Roland

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Beitrag von Jörn Weber » 08.11.2007 - 10:56

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: Dann eben noch was zum Shift.
Habe "dienstlich" mit der neuesten Transformation des BKG gehadert:
BETA2007
Datumsübergang GK nach UTM mittels Stützpunkten. Wem's gefällt ...
Jetzt frag bitte nicht, wie die zugehörigen Shiftwerte zustande gekommen sind. Und bitte nicht, wo da der Maßstab bleibt. Da müsste ich (ohhh muss ich ?) selbst nochmal suchen.
Das sieht aus als wären die Werte anhand vieler Referenzpunkt so hingestaucht worden, wie sie sind.

Ich will das exakte S83/42 wiederhaben!

Gruss Joern Weber

Deichgraf
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Beitrag von Deichgraf » 08.11.2007 - 13:27

Hi,
an dieser Stelle möchte ich mich einmischen:

> Das sieht aus als wären die Werte anhand vieler Referenzpunkt so hingestaucht worden, wie sie sind.
Ich will das exakte S83/42 wiederhaben! <

In einem Thread beim LVermA, in dem es darum ging, warum ein Track nicht exakt auf der Fahrbahn lag, erklärte ein Mitarbeiter, dass die Kartenzeichner als exakte Linien sich an Gewässer und Ufer halten, die übrige Landschaft dann mehr oder weniger gestaucht zeichnen, erst eine TOPO im Massstab 5.000 würde genauer sein.

Die Verzerrungen sind allgegenwärtig, und sie bleiben es auch.

Gruß
Günther

P.S. Hätte die Erde zufälligerweise einen Umfang von 45.000 km gehabt, wäre 1 m heute 1,10 :idea:

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Beitrag von Jörn Weber » 08.11.2007 - 14:01

Hallo Günter,
Deichgraf hat geschrieben:Hi,
an dieser Stelle möchte ich mich einmischen:

> Das sieht aus als wären die Werte anhand vieler Referenzpunkt so hingestaucht worden, wie sie sind.
Ich will das exakte S83/42 wiederhaben! <

In einem Thread beim LVermA, in dem es darum ging, warum ein Track nicht exakt auf der Fahrbahn lag, erklärte ein Mitarbeiter,
Ich kenne den Thread, es ging um die Verdrängung. Autobahn verdrängt Radweg usw. Also eine lokale Verzerrung. Im Kompass-Forum kannst Du nachlesen, wie so es zu diesem Thread kam. Das ist ein künstlerisches Problem, und kein technisches. Mit den digitalen Vektorkarten hat sich dieses Problem spätestens als technisches Problem erledigt.
Die Verzerrungen sind allgegenwärtig, und sie bleiben es auch.
Wir diskutieren hier über einen systematischen Fehler der nicht nur einzelne Karten oder Kartenwerke betrifft, sondern alles was den Bessel-Ellipsoid als Rechenfläche verwendet.

Die meisten Verzerrungen entstehen meiner Ansicht nach aus Mangel an Wissen. Dieses Beispiel zeigt es deutlich. Noch deutlicher ist es auf dem Balkan sichtbar. Ich kann inzwischen die Existenz einer exakt funktionierenden Südkette in den Karparten beweisen, aber die Kartenbezugssysteme des Balkans weisen immer Abweichungen zum Herrmannskogel auf. Einen der Gründe für diese Differenzen haben wir vermutlich gefunden. Die amtliche jugoslavische Vermessung hat, um 1924 entstanden, mit internationalen Metern hantiert, die Österreicher aber mit German Legal Meter. Deswegen passt der Map Datum Shift des Herrmannskogel nicht exakt auf Yugoslavia-Datum und somit auch nicht auf das daraus abgeleitete Croatia-Datum. Staaten entstehen und zerfallen aber die Vermessung bleibt. Sie ist somit ein Teil der Kulturgeschichte.

btw. Mein Zuwachs an Wissen in den letzten Tagen war erheblich und nur das interessiert mich.


Gruss Joern Weber

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Beitrag von Jörn Weber » 08.11.2007 - 14:12

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: Hast Du noch einen Link zu Archiven.
Momentan habe ich wieder mehr antworten und Fragen. Eben viel mir ein das auch die heutige BRD von der Österreichischen Landvermessung betroffen ist. Das Bundesland Sachsen ist heute größer als Sachsen und enthält ein niederschlesischen Kreis in der Oberlausitz. Dieser war bis zum Wiener Kongeress 1815 unter Österreichischer Kontrolle. Die ersten Landesaufnahmen müssten demnach dort auch von den Österreichern durchgeführt worden sein und somit vermessungstechnisch sowohl an der Karparten-Kette als auch am Schreiberschen Block hängen?! :idea:

Gruss Joern Weber

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Beitrag von Roland » 08.11.2007 - 22:08

Hallo Jörn
Staaten entstehen und zerfallen aber die Vermessung bleibt. Sie ist somit ein Teil der Kulturgeschichte
Lass Dich an mein Herz drücken ...

Dafür muss ich beichten:
Irgendwo nebenan habe ich zuletzt Mist verbockt. Ich hatte irgendwo vom „Schreiberschen Block“ gesprochen. Der umfasst aber entgegen meinen Äußerungen nur den westelbischen Teil Preußens, heißt auch "Schreiberscher Westen". Da hat mir auch die
AdV-online s. Netzblock I
einen Streich gespielt, wo es heißt : "das gesamte damalige preußische Staatsgebiet (Schreiberscher Block). "

Niederschlesien (wo immer das sein mag *hüstel*) gehört daher nicht zum Schreiberschen Block.

Schnell ein anderer Punkt:
Deswegen passt der Map Datum Shift des Herrmannskogel nicht exakt auf Yugoslavia-Datum und somit auch nicht auf das daraus abgeleitete Croatia-Datum
Jetzt kenne ich die jugoslawische und kroatische Landesvermessung überhaupt nicht, die östrreichische noch nicht.
Erst recht nicht, mit welchem Meter wo gemessen wurde.

Aber ein Gedanke zur Datumsfestlegung.

Wenn drei, vier Nationen (Deutschland, Österreich, Jugoslawien, Kroatien) sagen wir beispielsweise je 10 Bezugspunkte im eigenen Land bestimmen und darunter das gleiche Besselellipsoid einpassen … werden die Ellipsoidmittelpunkte immer um mehrere 10 Meter differieren.
Einmal weil die lokalen Erdkrümmungen zu einer speziellen Ellipsoidlagerung führen, dann spielen noch die Methoden hinein, nach denen das Ellipsoid eingepasst werden soll. Mess- und Rechengenauigkeiten kommen hinzu, die Wahl des Höhenbezugs wohl auch noch (?).
... Mannomann, worüber rede ich hier …
Maßstabsfehler kommen dann durch Fehlerfortpflanzung noch hinzu, von alleine.

Was ich aber endlich fand, ist ein Hinweis auf Helmert.
NÖV NRW 1/1995
"Referenz- und Koordinatensysteme in der deutschen Grundlagenvermessung"
Rudolf Schmidt hat geschrieben:… mit dem Besselschen Basisapparat in Toisen gemessen und nach den gesetzlichen Umrechnungsverhältnis in das legale Meter überführt.

Aus dem von R. Helmert vorgenommenen Vergleich der Eichmaßstäbe des Besselschen Basisapparates mit dem internationalen Meter ergab sich als Korrekturwert … 13,355 * 10 -6
NÖV

Grüße Roland

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Beitrag von Jörn Weber » 09.11.2007 - 10:17

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: Dafür muss ich beichten:
Irgendwo nebenan habe ich zuletzt Mist verbockt. Ich hatte irgendwo vom „Schreiberschen Block“ gesprochen. Der umfasst aber entgegen meinen Äußerungen nur den westelbischen Teil Preußens, heißt auch "Schreiberscher Westen". Da hat mir auch die
AdV-online s. Netzblock I
einen Streich gespielt, wo es heißt : "das gesamte damalige preußische Staatsgebiet (Schreiberscher Block). "
Sprechen wir besser von der Nordkette, die reichte bis St. Petersburg in den Osten, und bis an die sächsische Grenze im Süden.
Niederschlesien (wo immer das sein mag *hüstel*) gehört daher nicht zum Schreiberschen Block.
Dann aber zur Nordkette. Das heutige Bundesland Sachsen müsste eigentlich Sachsen und Niederschlesien heißen, da es einen kleinen Teil von Niederschlesien 1945 ererbt hat.
Schnell ein anderer Punkt:
Deswegen passt der Map Datum Shift des Herrmannskogel nicht exakt auf Yugoslavia-Datum und somit auch nicht auf das daraus abgeleitete Croatia-Datum
Jetzt kenne ich die jugoslawische und kroatische Landesvermessung überhaupt nicht, die östrreichische noch nicht.
Erst recht nicht, mit welchem Meter wo gemessen wurde.

Aber ein Gedanke zur Datumsfestlegung.

Wenn drei, vier Nationen (Deutschland, Österreich, Jugoslawien, Kroatien) sagen wir beispielsweise je 10 Bezugspunkte im eigenen Land bestimmen und darunter das gleiche Besselellipsoid einpassen … werden die Ellipsoidmittelpunkte immer um mehrere 10 Meter differieren.
Einmal weil die lokalen Erdkrümmungen zu einer speziellen Ellipsoidlagerung führen, dann spielen noch die Methoden hinein, nach denen das Ellipsoid eingepasst werden soll. Mess- und Rechengenauigkeiten kommen hinzu, die Wahl des Höhenbezugs wohl auch noch (?).
... Mannomann, worüber rede ich hier …
Maßstabsfehler kommen dann durch Fehlerfortpflanzung noch hinzu, von alleine.
Das das sich Potsdam und Hermannskogel unterscheiden ist klar. Die folgenden Map Datum sind eigentlich identisch, Hermannskogel, Yugoslavia, Croatia, Slovenia, Prag, Budapest, Lemberg, Herrmannstadt und Kronstadt/Brasov, Alle diese Kartenbezugesystem sind aus dem österreichischem Herrmannskogel durch Staatsabspaltung hervorgegangen. Original bestand das österreichische Vermessungssystem aus der Südkette auf dem Karpartenkamm. Als als dann 1919 die K&K aufgelöst wurde zerfiel dieses Vermessungssystem. Ab 1924 lassen sich einzelnen nationale System nachweisen. (Beispielsweise Gauss-Krigerow 1924 in Jugoslavien.) Diese nationalen Systeme setzen weiterhin auf dem Herrmannskogel weisen aber leicht geänderte Shift-Parameter auf. Offene Fragen bei mir sind noch, wie die Triangulationskette bis nach Kroatien verlief. Wurde sie vom Festpunkt 1. Ordnung in Herrmannstadt über das Eiserne Tor und die Vukowina(Novi Sad) nach Zagreb abgeleitet? Wer hat dort nach 1919 mit welchem Metermaß gerechnet? Wo befindet sich genau der alter Fundamentalpunkt des Königreiches Romänien in Kronststadt. Wie weit in die Molau-Fürstentümer (heutiges Moldawien) hinein wurde trianguliert.

Was ich aber endlich fand, ist ein Hinweis auf Helmert.
NÖV NRW 1/1995
"Referenz- und Koordinatensysteme in der deutschen Grundlagenvermessung"
Rudolf Schmidt hat geschrieben:… mit dem Besselschen Basisapparat in Toisen gemessen und nach den gesetzlichen Umrechnungsverhältnis in das legale Meter überführt.

Aus dem von R. Helmert vorgenommenen Vergleich der Eichmaßstäbe des Besselschen Basisapparates mit dem internationalen Meter ergab sich als Korrekturwert … 13,355 * 10 -6
NÖV
Also wie ich schon vermutet hatte ist das nicht am Großmeister vorbei passiert, sondern eher durch ihn selber.

Gruss Joern Weber

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