Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Allgemeine Fragen zu GPS und verwandten Themen

Moderator: Roland

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Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von ssquare_de » 12.06.2008 - 16:41

Hallo,


bald gibts wieder neue Koordinaten für ganz Deutschland, die besser zu unseren GPS-Maschinchen passen... :)
http://www.geodaten.bayern.de/bvv_web/b ... eilung.pdf



Stefan

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Jörn Weber
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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Jörn Weber » 12.06.2008 - 19:35

Hallo,

Es wird ja auch Zeit das die fünf verschiedenen Kartenbezugssysteme (Map Datum) endlich durch ein einheitliches ersetzt werden. Am wichtigsten dürfte die Neuvermessung des Helmertturmes sein, da daran immer noch große Teile Europas angebunden sind.

Gruss Joern Weber

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Roland
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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Roland » 13.06.2008 - 20:33

Hallo,


nach meinen Infos wird der Helmertturm selbst nicht mitbeobachtet.
Hm, wozu auch, bei der Kampagne geht’s um Millimeter.

Der eigentliche Anlass ist die Erneuerung des Deutschen Haupthöhennetzes 2006-2011.
Unter dem Stichwort findet man weitere Links:
z.B.
http://www.lgn.niedersachsen.de/master/ ... 46208.html
(„Modellierung hochgenauer Geoinformationen“ ist heutzutage ein Must -äh Mist -ääh Muss :evil: )
oder
http://www.lverma.nrw.de/produkte/raumb ... 6_2011.htm

Die 250 Punkte sind wohl vermarkte Bodenpunkte, sog. Grundnetzpunkte (parallel sollen lt. Feldanweisung auch die Daten der 260 SAPOS-Referenz-Stationen mitbenutzt werden). Diese Punkte werden durch 24-48 Stunden-Sessions auf den Millimeter bestimmt. Die Ergebnisse sollen im Juli (?) vorliegen.

Es kommt vor allem auf die Beziehung der ellipsoidischen GPS-Höhe zur nivellitischen Normalhöhe an bzw. den Unterschieden Ellipsoid-Höhen und Quasigeoid-Höhen. Aus diesen kann der Bezugsfläche, dem Quasigeoid, ein Feinschliff verpasst werden, so dass die Höhen in Zukunft auch mit GPS auf, hm, 5-10 mm gemessen werden können. Ob Realtime oder mehrere Minuten Beobachtungsdauer kann ich nicht sagen.

Die Lagekoordinaten nimmt man mit, aber was werden die sich schon groß ändern ?

Eine Frage hätte ich:
Ist man nach der Auswertung noch im ETRS89 oder hat man, wie nach den Neuausgleichungen der SAPOS-Stationen, auf einmal einen nationalen Bezug ?


@ Jörn:
Wie kommst Du auf fünf Mapdatums ?
Ok, das BKG gibt fünf an
http://crs.bkg.bund.de/crs-eu/
Aber Berlin hat doch z.B. immer noch Soldner
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/s ... _1_1_3.pdf

Und wie sieht es in Hamburg aus ?


Grüße Roland

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Jörn Weber
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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Jörn Weber » 13.06.2008 - 21:41

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: nach meinen Infos wird der Helmertturm selbst nicht mitbeobachtet.
Hm, wozu auch, bei der Kampagne geht’s um Millimeter.
Das Hauptdreiecksnetz könnte ach mal wieder eine Überarbeitung erfahren. Nein, nicht für zukünftige Karten, sondern um die vorhandenen in der Genauigkeit zu verbessern. Der Helmertturm ist der Fundamentalpunkt des ED50 und der verschiedenen Potsdam Map Datum.
Der eigentliche Anlass ist die Erneuerung des Deutschen Haupthöhennetzes 2006-2011.
Danke. Jetzt wird mir einiges klar. Hatten wir das Thema nicht schon mal? War ich nicht der Meinung das der bisherige Quasi-Geoid nicht ausreicht. Wir brauchen tatsächlich dringend ein Modell welches den WGS84 Ellipsoid auf das DHHN umrechnen kann. Denn damit könnte man auch bessere Software und GPS-Empfänger herstellen. Momentan verwenden die Empfänger meist ein Umrechnungsmodell mit 10° Rasterweite.
(parallel sollen lt. Feldanweisung auch die Daten der 260 SAPOS-Referenz-Stationen mitbenutzt werden).
Das steht auch in den von dir genannten Links. SAPOS ist ein GNSS-Netz. Ein solches Korrekturmodell macht nur Sinn, wenn man es auch für virtuelle Referenzstationen mittels NTrip verwenden kann. Es hört sich an als sollen hier Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Ist man nach der Auswertung noch im ETRS89 oder hat man, wie nach den Neuausgleichungen der SAPOS-Stationen, auf einmal einen nationalen Bezug ?
Nationaler Bezug auf DHHN92 oder wie das Model dann immer heißen wird. Mit diesem Modell wird halt den nationalen Höhenfestpukten das überleben gesichert. Das ist erforderlich, damit man unter anderen nicht Millionen von Daten in Bauzeichnungen ändern muss.
@ Jörn:
Wie kommst Du auf fünf Mapdatums ?
DHDN (Westdeutschland, nach Neusaugleich 1991)
PD83 (Thüringen)
RD83 (Anhalt und Sachsen)
WGS84 (Brandenburg und Berlin)
Potsdam (Westdeutschland vor 1991)

eigentlich muss man auch noch das European Date 50 (ED50) mit seinem Vorläufer das Zentral-Europäische Netz (ZEN) hinzufügen, da es noch in militärischen Karten verwendet wird. Hier ist der Helmertturm der Fundamentalpunkt.

Aber Berlin hat doch z.B. immer noch Soldner
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/s ... _1_1_3.pdf
Es werden noch zwei Soldner-Systeme verwendet. Eines in Berlin und eines in München. Diese Systeme werden aber "nur" noch in Lagepläne und Flurplänen der Katasterämter verwendet. Der Hintergrund ist, das es sich hier um Urkunden handelt, wellche man nachträglich nicht mehr ändern kann. Berlin ist nun nach der wende hingegangen und hat das diesen Plänen eine digitale topographische Karte im Maßstab 1:5000(!) für den KatSchutz und die Feuerwehr hergestellt.
Und wie sieht es in Hamburg aus ?
Die Frage verstehe ich nicht.

Gruss Joern Weber

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Roland » 14.06.2008 - 16:30

Hallo jörn,
Der Helmertturm ist der Fundamentalpunkt des ED50 und der verschiedenen Potsdam Map Datum.
Endlich können wir uns wiedermal trefflich um Helmerts Bart streiten ...

Der Helmertturm hat in beiden Systemen unterschiedliche Koordinaten.
Im ED50 ist er wirklich Datumspunkt und erhielt seine Koordinaten aus der Minimierung von Lotabweichungen *hüstel* wo hab ich's denn wo hab ich's denn ...
Im sog. Potsdam-Datum ist er nichts anderes als der Ersatzpunkt nach Wegfall von Rauenberg.

Das hatten wir schonmal, ich fand Deinen Link wieder
http://de.wikipedia.org/wiki/Europanetz
und noch zwei brauchbare
http://de.wikipedia.org/wiki/Helmertturm
http://support.esri-germany.de/files/support/FAQs.pdf

Die wirklichen Zusammenhänge werden wir nie ergründen. Es gibt m.W. noch Fragen zu den zugehörigen Azimuten und deren korrekte Berechnung. Da gab's mal einen Vortrag von Prof. Lelgemann.
Wir brauchen tatsächlich dringend ein Modell welches den WGS84 Ellipsoid auf das DHHN umrechnen kann
Also zumindest in Brandenburg gibt's das für geodätische Empfänger über SAPOS. Passt so im Zentimeterbereich (unter uns: ich war ewig nicht mehr draußen).
... damit man unter anderen nicht Millionen von Daten in Bauzeichnungen ändern muss.
Da keimt in mir die Frage, werden die Verbesserungen des Quasigeoids im Alltag so 2011-2012 eingeführt ? Schließlich ist es jetzt schon amtlicher Höhenbezug und hier und da werden/wurden Höhen in großem Umfang umgestellt. Hier und da werden aber auch alte Höhensysteme wg. der Vergleichbarkeit von Zeitreihen beibehalten.

Ist die Kampagne also mehr für die Geowissenschaften ? Aber warum ist sie dann auf Deutschland beschränkt ?

Zur Frage nach den fünf Map-Datums.
Ich verstehe natürlich alle amtlichen Bezugssysteme drunter, auch die fürs Kataster. Da soll es in Berlin allein acht geben (mein Wissensstand so um 2000). Und bzgl. Hamburg hatten wir doch so ähnlich gelagerte Fälle historischer Koordinatensyseme hier im Forum diskutiert.

Meine Frage zur Lagerung im ETRS89 ... kleine Scheeeerz.


Grüße Roland

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von ssquare_de » 14.06.2008 - 16:50

Hallo Roland, hallo Jörn,



anscheinend gehts, wie Roland schon sagte, bei der Kampagne hauptsächlich um die Verbesserung des DHHN.
Und auch darum, GNSS als geeignetes "Höhenmesssystem" zu etablieren.

http://www.geobasis.nrw.de/produkte/rau ... 060529.pdf
http://www.geod.uni-bonn.de/apmg/lehrst ... 060912.pdf
http://www.lv-bw.de/lvshop2/Produktinfo ... llheim.pdf

Ein verbessertes DHHN könnte dann mit den Nachbarn zum EVRV07 (European Vertical Referenzsystem) ausgebaut werden.
http://dgk.badw.de/fileadmin/files/dgk- ... -24-25.pdf
(Seite 2)



Stefan

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Jörn Weber
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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Jörn Weber » 14.06.2008 - 17:54

Roland hat geschrieben:
Der Helmertturm ist der Fundamentalpunkt des ED50 und der verschiedenen Potsdam Map Datum.
Endlich können wir uns wiedermal um Helmerts Bart streiten ...
Nö.
Roland hat geschrieben: Der Helmertturm hat in beiden Systemen unterschiedliche Koordinaten.
Ja, und hat auch zwei unterschiedliche Ellipsoide
Roland hat geschrieben: Im ED50 ist er wirklich Datumspunkt und erhielt seine Koordinaten aus der Minimierung von Lotabweichungen *hüstel* wo hab ich's denn wo hab ich's denn ...
Im sog. Potsdam-Datum ist er nichts anderes als der Ersatzpunkt nach Wegfall von Rauenberg.

Das hatten wir schonmal, ich fand Deinen Link wieder
http://de.wikipedia.org/wiki/Europanetz
und noch zwei brauchbare
http://de.wikipedia.org/wiki/Helmertturm
http://support.esri-germany.de/files/support/FAQs.pdf
Wir kenne beide unsere Standpunkte. Meiner ist, das Helmert wegen der Zerstörung des TP Rauenberg nachträglich die Ersatz-Triangulation auf den Helmert-Turm veranlasst hat nachdem der TP Rauenberg schon beschädigt war. Das heißt in anderen Worten, dem Helmertturm wurden die Koordinaten zugewiesen, welcher er im System Rauenberg gehabt hätte. Hierfür gibt es eine Sekundärquelle:

http://www.lverma.nrw.de/produkte/druck ... TRAFO1.pdf

Damit ist der Helmertturm in Potsdam zum Hauptmeßpunkt für das deutsche Dreiecksnetz geworden. Der Bessel-Ellippsoid berührt aber weiterhin in Rauenberg die Erdoberfläche. Erwin Gigas hat dann in 1932 und 1933 alle auf Hauptpunkte des Dreiecksnetzes vom Nullmeridian Ferro auf den von Greenwich umrechnen lassen. Dabei wurde gleichzeitig das Legal-Meter auf das internationale Meter umgerechnet und die Basislinie mit Invar-Drähten neu vermessen. Das so entstandene neue Reichsdreiecksnetz war ein reines auf Rauenberg bezogenes Netz und wurde in den zivilen Karten verwendet. Bei dieser Gelegenheit wurden auch eine Umrechnung der Koordinaten direkt auf den Helmert-Turm vorgenommen und in das militärische Kartenwerk "Deutsche Herreskarte" eingearbeitet. Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich war, ist die manuelle Umrechnung der Koordinaten auf den Hayford-Ellipsoid. Allerdings hatte das RfL den dafür erforderlichen Rechner schon bei Zeiss in Jena bestellt. Der rechner wurde aber bis zu Kriegsende nicht mehr fertig.
Die schon vor dem zweiten Weltkrieg begonnene "Deutsche Herreskarte von Spanien" verwendet schon den Helmert-Turm als Fundamental-Punkt. Ich bin durch Zufall darauf gestoßen als ich mit der spanischen CompeGPS-Software befast habe, und in dieser der Helmert-Turm-Koordinaten zusammen mit dem Bessel-Ellipsoid unter dem Namen Potsdam Datum verwendet wurden. Als Gigas ab 1946 Zugriff auf die Computer der USA bekam, hatte er "nur" noch die Ellipsoide umzurechnen. Daraus entstand das ZEN. Das ZEN wird übrigens heute noch in Belgien unter seinem ursprünglichen neman verwendet.
Die wirklichen Zusammenhänge werden wir nie ergründen. Es gibt m.W. noch Fragen zu den zugehörigen Azimuten und deren korrekte Berechnung. Da gab's mal einen Vortrag von Prof. Lelgemann.
Ich müsste wirklich mal die Gigas sein Buch aus RfL-Zeiten lesen.
Ist die Kampagne also mehr für die Geowissenschaften ? Aber warum ist sie dann auf Deutschland beschränkt ?
1. Ausbau von SAPOS, insbesondere um es für Höhenmessungen zu ertüchtigen.
2. Militärs und Geowissenschaftler können die dann vorhandenen extrem genauen Höhenfestpunkte zusammen mit SAR Lupe und TerraX einsetzen. Diese Technologie hat zwar nur eine absolute Genauigkeit im Zentimeterbereich, aber wie gut ist die Genauigkeit bei Relativmessungen zwischen einem bekannten und einem unbekannten Punkt?

Gruss Joern Weber
Zuletzt geändert von Jörn Weber am 17.06.2008 - 19:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Roland » 17.06.2008 - 00:07

Hallo,

jetzt kann man sich wieder der zweitschönsten Sache nach Fußball zuwenden ...

Das mit den Mapdatums wurmt mich, weil ich auch keinen Überblick über Deutschland habe.
Hilfreich fand ich da eine Veröffentlichung von
ESRI
Aber m.W. hat doch Mecklenburg inzwischen ETRS ?
Und ich meine die Umrechnung von Soldner nach ETRS habe ich schonmal irgendwo erwähnt gesehen, wäre also nicht unbestimmt ?

Jetzt könnte Jörn nochmal sagen, welche Koordinaten der Helmertturm in den Heereskarten hat. Dann könnte man weitersehen.

Und ich grüble über dem Satz
DHDN (Westdeutschland, nach Neuausgleich 1991)
Nun gehen nicht alle Neuausgleichungen des DHDN über meinen Schreibtisch :cry:
Aber die kenne ich nicht.

Das DHDN1990 war ein formales Zusammenfassen der ungleichen Netzblöcke I,II und III, Bessel und Krassovsky.
Es gibt ein DREF von 1991. Aber das ist eigentlich unabhängig vom DHDN neubestimmt.
Und es gibt eine Diagnoseausgleichung von so 2002-03.

Ach, gibt es um diese Uhrzeit etwas Schöneres als über über das DHDN zu schwadronieren ???


Grüße Roland

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Jörn Weber » 17.06.2008 - 19:38

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: Und ich meine die Umrechnung von Soldner nach ETRS habe ich schonmal irgendwo erwähnt gesehen, wäre also nicht unbestimmt ?
Keine Ahnung.
Jetzt könnte Jörn nochmal sagen, welche Koordinaten der Helmertturm in den Heereskarten hat. Dann könnte man weitersehen.
Rrr... habe ich damals leider nicht notiert. Ware nicht meine Karten.
Und ich grüble über dem Satz
DHDN (Westdeutschland, nach Neuausgleich 1991)
Nun gehen nicht alle Neuausgleichungen des DHDN über meinen Schreibtisch :cry:
Aber die kenne ich nicht.
Ich gehe davon aus das, dass DHDN92 auf einem Neuausgleich beruht, nach dem die BRD wieder Zugriff auf den Helmertturm hatte. Den das alte Dreieckshauptnetz besitzt einem damals nur der UdSSR und der DDR bekannten Fehler. Aus diesem Grund wurde in der DDR die zwei getrennte Kartenwerke verwendet, ein öffentliches für die Volkswirtschaft und ein geheimes für den Staat.

Das PD83 in Thüringen beruht übrigens auch auf einem Neuausgleich zwischen Bayern, Hessen und Thüringen. Das war möglich weil der Thüringer Inselsberg und den Brocken durch Gigas im Krieg als Sicherungsmessnung exakt vermessen wurde. Das Bamberger IfAG/Land survey Office hat dann sofort nach 1945 diese Punkt auf auf westdeutsche Punkte (z.B. Ochsenkopf) übertragen, um die Basis ZEN/ED50 und die Daten des RfL zu sichern. Der Standort des IfAG/Land survey Office war nicht zufällig gewählt!

Gruss Joern Weber

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Roland » 17.06.2008 - 21:33

Hallo Jörn,


ich schreibe erstmal ins Unreine, weil ich mich um die Uhrzeit nicht mehr mit Suchen stressen will.

Helmertturm

Die ellipsoidischen Koordinaten im ED50 nach LVermA NRW (bei ESRI ist die Zuordnung m.E. nicht eindeutig)
B = 52° 22' 51,4456" L = 13° 03' 58, 9283"

Im RDN , editiert 21.06.08

B = 52° 22' 53,9540" L = 13° 04' 01,1527"
(nach Hooijberg "Practical Geodesy" Springer 1997)

Ich tendiere zur Annahme, dass das Heeresgitter auch diesen Wert hatte. Wie sollten die eine eigene Ausgleichung von Lotabweichungen durchgeführt haben ?
Das RDN hatte einen Maßstabsfehler (Fehlerhafte Basis bei Berlin?) und irgendwas war mit dem Azimut. Hier verlassen mich alle guten Geister.


Güße Roland

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Jörn Weber » 18.06.2008 - 09:05

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: Ich tendiere zur Annahme, dass das Heeresgitter auch diesen Wert hatte. Wie sollten die eine eigene Ausgleichung von Lotabweichungen durchgeführt haben ?
Das RDN hatte einen Maßstabsfehler (Fehlerhafte Basis bei Berlin?) und irgendwas war mit dem Azimut. Hier verlassen mich alle guten Geister.
Gigas hatte in 30ziger Jahren die Neuvermessung der Basislinie mit Invardräten zur Verfügung. Daraus ergab sich der Maßstabsfehler. Der Azimut von Rauenberg auf die Marienkriche war wegen der inzwischen erfolgten Bebauung nicht mehr nachmessbar.
Wieso hältst Du eine Ausgleichung von Lotabweichungen für unmöglich? Erwin Gigas Schüler und Mitarbeiter Helmut Wolf hatte alles dazu was er benötigte. Der war nicht nur in der Lage diese recht einfache Lotausgleichung zu berechnen, sondern hat auch den ersten Geoid überhaupt berechnet. Ich habe eben noch eine Sekundärquelle zu diesem Thema entdeckt. Schon 1940 soll der Österreicher Prof. Ledersteger nach dem Anschluß Österreichs an Deutschland mit der Berechnung des ZEN begonnen haben. Damit muss schon vor 1940 die Möglichkeit bestanden haben, die Lotausgleichung dieser Grössenordnung zu realisieren.

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Ledersteger

Aber damit würde sich auch eine ander Frage endgültig klären. Gigas hat den Hayford-Ellipsoid deshalb verwendet, weil er sich schon vor Abschluß der Arbeiten am S42 durch Krassowski auf den Hayford-Ellipsoid festglegt hatte. Denn Krassowski hat seine Arbeiten an seinem hochgenauen Ellipsoid erst im April 1941 abgeschlossen. Wenn Lederstecke im Auftrag des RfL schon 1940 begonnen hat, das ZEN zu berechnen, muss Gigas die Endscheidung welcher Ellipsoid zu verwenden ist, schon zu diesem Zeitpunkt getroffen haben. Das heißt dann, das zu diesem Zeitpunkt der Helmertturm schon als neuer deutscher Fundametalpunkt feststand. Weiterhin heißt auch das, das Erwin Gigas sich schon zu diesem Zeitpunkt auf den Hayford-Ellipsoid festgelegt hatte. Daraus folgt den auch, das die Sicherungsmessungen des RfL für den Helmerturm (im Falle dessen Bombadierung durch die Alliierten) auf den thüringer Inselsberg die selbe Güte besassen wie der Fundamentalpunkt am Helmertturm selber. Denn das RfL war seit 1942 nach Friedrichsroda an den fuße des Inselsberg ausgelagert worden. Nachdem 1945 die USA Thüringen besetzten und Gigas mitnahmen, musste also ein Ort in der US-Besatzungzone gefunden werden, von dem aus sich der Inselsberg vermessen lies. Aus diesem Grund ist das IfAG/RfL dann genau nach Bamberg und nirgends wo anders hin von den USA umgezogen worden. Die USA wollte die schon von Lerdersteger vorhandenen Berechnungen weiterverwenden.

Gruss Joern Weber

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Roland » 18.06.2008 - 18:50

Hallo Jörn,


Deine Beiträge lesen macht nicht dümmer (sorry, mit Lob tue ich mich immer schwer).
Ja, Ledersteger hatte auch empfohlen, den Unterschied legales-internationales Meter zu vernachlässigen.

Ich habe oberflächlich nach Unterlagen zum Helmertturm gesucht, finde aber nur kurze Infos zum TP Rauenberg.
Die belegen, dass dessen Festlegung schon ein eigenes Kapitel ist, zuerst die Breite ("Polhöhe"), Jahre später die Länge, diese wohl nochmal verbessert usw. Mit Respekt vor den Kollegen, die wirklich Ahnung haben, will ich mich zurückziehen.
Es sei denn, ich finde einen passenden Artikel.

Zu den Mapdatums und Koordinatensystemen in D vielleicht noch diese Quelle
GeoInfoDok der AdV.
Wenn dort auf der letzten Seite in der Tabelle nur Radiant statt Radians stehen würde :cry:


Grüße Roland

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Roland » 21.06.2008 - 14:46

Hallo,

zurück zur einleitenden Meldung, der Vermessung Deutschlands,
genauer der Erneuerung des DHHN 2006-2011.
Konnte die Kollegen bei schönstem Wetter nicht weit von hier im Felde aufspüren.

Wen's interessiert, für ein paar Wochen abrufbar
(Das Hosting ist erloschen, wurde vielleicht 30-50x angeklickt)

23.06.: bilder-speicher.de funzte wohl nicht
Kostenloser Anbieter Pictransfer war/ist nicht koscher !


Grüße Roland

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Kontaktdaten:

Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Hartmut » 21.06.2008 - 20:58

moin,
ist glaub ich typisch, die klamotten in die gegend gestellt und so tun als ob .......... . die sind garantiert im bulli Bild.

bis denn
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
ich bin zwar verantwortlich, für das was ich sage, aber nicht dafür, wie du es verstehst.

rechtschreibfehler sind gewollt und deswegen mit voller Absicht erstellt. wer welche findet, darf sie behalten, verschenken oder auch versteigern.

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Re: Von der See bis zu den Alpen: Deutschland wird neu vermessen

Beitrag von Roland » 22.06.2008 - 00:18

Hallo,


Bild
Dabei muss es sich um kohlensäurehaltiges Mineralwasser handeln.

Also mit dem "so tun". Wenn alles steht, brauchen die Kollegen nur etwa jede Stunde von den anderen Stativen aus Lage und Höhe des Antennenstandpunktes zu überprüfen. Und mal nach den Akkus schaun. Registrert wurde automatisch jede Sekunde. Es war zu der Zeit übrigens recht windig und ich habe noch einige Details, wie man ein Stativ mit Spannbändern und Heringen fest verankert. Alles muss über mehrere Tage auf den Millimeter stabil bleiben.

Grüße Roland

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