Genauigkeit von Beacon-DGPS-Messung

Fragen und Erfahrungen zur Anwendung von GPS beim Wandern, Radeln, Fliegen usw.

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Taurus
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Genauigkeit von Beacon-DGPS-Messung

Beitrag von Taurus » 30.10.2014 - 22:49

Moin Forum,

ich bin am Wochenende zum Saisonabschluß zum Segeln eingeladen und war aus diesem Grund heute einmal auf dem Boot.

Ich hab mit dem EIgentümer ein bisschen gefachsimpelt, Schwerpunkt war natürlich Navigation und Navigationsverfahren. Erzeigte mir stolz sein GPS mit angeschlossener Beacon-Antenne zum Empfang von DGPS-Korrekturen via Mittelwelle und lies nebenbei den Kommentar fallen das er damit auf knapp einen Meter Genauigkeit gekommen ist.

Ich musste mir schon stark ein Schmunzeln verkneifen, da ich weiß das die nächsten Referenzstationen hier an der Ostsee-Küste gute 200km entfernt ist.

Daher Frage ich euch hier mal nach Erfahrungen was DGPS via Mittelwelle angeht.

Gibt es Erfahrungen?
Was denkt ihr kann man erreichen? Ich halte 1m Genauigkeit bei 200km Basislinie für... naja... sehr optimistisch! Hätte gute 3 Meter geschätzt.
Immerhin haben die Korrekturdaten der Referenzstation eine Abdeckung von 200km Umkreis und sind damit dort für alle Nutzer gültig. Auf gut deutsch... eher ein guter Mittelwert, als eine verlässliche DGPS-Korrektur.
Aber immernoch besser als nix, oder?

Bis bald,

Taurus

Hagen.Felix
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Re: Genauigkeit von Beacon-DGPS-Messung

Beitrag von Hagen.Felix » 31.10.2014 - 00:46

Moin Taurus,

Beacon ist, wie andere RTCM-2-Datenquellen auch, zwar nur für Code-Korrekturen und damit prinzipiell auch nur auf ungefähr diesen einen Meter genau, aber das klappt wohl weitestgehend recht gut (was man so hört).

Auch im Binnenland daher noch nicht völlig obsolet, v.a. dort, wo vom Empfang her weder SBAS noch mobiles Internet verfügbar sind, während IALA (=Beacon) in Deutschland ja quasi flächendeckend empfangbar ist, und das eben auch in Wald und Flur ... :D

http://www.wsv.de/fvt/dgps/index.html

Da sind Entfernungen von 200 km gar nicht so selten und natürlich auch nicht annähernd so problematisch wie 200 km Basislinien für phasenbasierte Positionsberechnungen (RTK), was mit L1 eigentlich schon gar nicht mehr möglich ist.

Ich habe in letzter Zeit etliche Rückmeldungen von RTCM-2-Nutzern bekommen, die schon fast zu gut klangen, um wahr sein zu können ... :mrgreen:

Gleichwohl, auch wenn es hier im Forum überwiegend um RTKLIB & Co. geht, würde ich persönlich DGNSS nur mit Codekorrekturen doch längst noch nicht gänzlich "zum alten Eisen legen" ...

Manchmal bekommt man heutzutage ältere Beacon-Empfänger recht günstig, z.B. bei eBay, und damit ggfs. auch eine preiswerte Alternative zu anderen Korrekturdaten, wenn Zentimetergenauigkeit nicht nötig bzw. vielleicht ohnehin nicht möglich ist (wie eben im tiefen Wald).

Besonders interessant dabei vielleicht die Beacon-Empfänger mit 4 Mignon-Batterien und Bluetooth-Datenausgabe, die es mal als Zubehör für GPS-Handgeräte gab (ich glaube, von Magellan) ... :idea:

Viele Grüße,
Hagen
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Re: Genauigkeit von Beacon-DGPS-Messung

Beitrag von ssquare_de » 31.10.2014 - 09:11

Hallo Taurus,


die Pseudorange-Korrekturen funktionieren wirklich recht gut, da hat der Felix schon recht.
Vor allen Dingen, wenn da als Basisstationen Empfänger eingesetzt werden, die geglättete Pseudoranges als Korrekturgrundlage einsetzen und so recht gut die Ausreisser aussortieren, wie es überwiegend gemacht wird.
Mit einer ordentlichen GNSS-Antenne roverseitig bleibt man ganz überwiegend deutlich im Submeterbereich, angeblich sind bei optimiertem Rover (Antenne+Empfänger) 40-80cm kaum ein grösseres Problem.

Da die Korrekturen über die empfangsunkritische MW verschickt werden (braucht ja wegen der geringen Datenrate nicht mehr), ist der Empfang Roverseitig auch kein Problem.
Von einer zusätzlichen Empfangsantenne(gibt aber auch Kombi-modelle, bei denen GPS und Korrektursignalantenne in einem Gehäuse zusammengefasst sind) und dem Empfänger (und dessen Stromversorgung) mal abgesehen.

Problem ist eher die Versorgung mit den entsprechenden Korrektursignalempfängern. Geringe Verbreitungstiefe, teuere Geräte, da kein Massenmarkt (mehr) vorhanden.
Dem Signalverbreitungsweg hat das mobile Internet und auch auf kurzen Strecken Basisstation und Funkstrecken im EIgenbesitz (Datenmodem) den Rang abgelaufen.

Ich hatte mal vor vielen vielen Jahren , in der noch RTKLIB-losen Zeit , kann man sich heute kaum noch vorstellen :wink: , ein Telefonat mit den entsprechenden Leuten von der WSV, die NTRIP-ENtwicklung lag gerade in den letzten Zügen und NTRIP wurde wurde in die Praxis entlassen, ob man die Korrektursignale nicht auch über das eben fertiggestellte NTRIP verbreiten wolle?!?
Die Fachstellen der WSV waren recht interessiert.

Seitdem habe ich aber leider nix mehr gehört in dieser Sache. :(


http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fak ... _89-92.pdf
Such mal nach dem Trimble SPS351, bzw nach dessen Datenblättern.


Stefan

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Taurus
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Re: Genauigkeit von Beacon-DGPS-Messung

Beitrag von Taurus » 06.11.2014 - 10:45

Danke für euer Feedback!
Ich kam ja nun am Wochendende bei herrlichstem Wetter (und nahezu Windstille) in die Gelegenheit das ganze mal auf dem Segelboot live zu sehen :lol:

Es ist wirklich erstaunlich das es doch über 200km solch eine Genauigkeit liefert.
Ich bin eh selbst mehr an Code-Lösungen interessiert - da spar ich mir die ganzen Ambiguity-Auflösungsgeschichten... aber dennoch bin ich beeindruckt das der Meter Genauigkeit tatsächlich kontinuierlich haltbar war.

Weiß jemand spontan wie das ganze im Datenformat von RTCM-2 umgesetzt ist?
Gibt es eine Korrektur pro Satellit?
Oder gibt es ortsabhängige Korrekturfunktionen (ähnlich zu den Iono-Korrekturen bei EGNOS) ?

Wenn es "nur" satellitenspezifische Korrekturen sind, würden ja alle Beacon-Empfänger im Empfangsbereich die gleichen Korrekturdaten verarbeiten...

Als Beispiel:Referenzstation Zeven
- in Köln und Rostock empfangbar
- Ein Beacon-Empfänger in Köln würde mit die gleichen Korrekturen an den GPS-Empfänger übergeben, wie ein Beacon-Empfänger in Rostock.

...unter den Bedingungen kann ich mir den Meter nicht so richtig erklären :?:

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