Geospector hat geschrieben:... die Vorteile von Dual-Frequency lassen sich selbst mit beliebig großer Satelliten-Anzahl nicht erreichen.
Dem möchte ich ohne jegliches "Wenn & Aber" zustimmen.
Und ich möchte wetten, dass jeder, der eigene Erfahrungen sowohl mit Einfrequenz- als auch mit Mehrfrequenz-RTK hat, dies ebenso tun wird ...
Wenn der Vorteil von Mehrfrequenz-RTK tatsächlich nur in längeren zulässigen Basislinien läge, würde im Zeitalter von VRS kein Mensch mehr irgendwelche Produkte mit hohen vier- oder gar schon fünfstelligen Preisen kaufen, oder?
Und dort, wo ein althergebrachtes RTK-Gerät, das lediglich GPS-Satelliten nutzt (zwar mit L1+L2, aber eben ohne GLONASS), üblicherweise schon mal in Schwierigkeiten kommt (typischerweise bei stärkeren Abschattungen und demzufolge einer ggfs. kritisch verringerten Satellitenanzahl), ist ein L1-RTK-Rover ja gewiss schon lange ins Schleudern gekommen ...
Was allerdings leider noch immer bleibt, ist das Argument der Preise, was eben auch die Antenne umfasst.
Die gute Nachricht ist diesbezüglich aber allemal, dass sich der Markt in den letzten Jahren sehr stark belebt hat.
Sicherlich nicht zuletzt auch dank der unermüdlichen Arbeit von Meister Takasu, der eben nicht nur mal eine "akademische Eintagsfliege" abgesondert hat, so dass ein anfänglich ja doch recht zartes Pflänzchen mittlerweile durchaus schon ein paar Wurzeln geschlagen hat ...
NVS und SkyTraq sind zum Glück nicht mutlos geworden in den letzten Jahren, ein paar Chinesen haben sich nun auch schon aus der Deckung gewagt, und wer weiß, ob nicht (bzw. wann) ebenfalls noch u-blox mit Mehrfrequenz-GNSS aufschlägt.
Schon seit einiger Zeit wird auch "gemunkelt", dass wohl einige neue Dinge mit L1+L5 auftauchen könnten.
Mal sehen ...
Übrigens ist ja auch kommerzielles Einfrequenz-RTK nicht völlig neu. Ich weiß von diversen NovAtel-Produkten in der Vergangenheit, und sicherlich gab bzw. gibt es solche Produkte auch von anderen der etablierten Marken (Trimble, Leica, TopCon, Javad, Hemisphere usw.), wobei hier allerdings gewiss immer die Befürchtung der Erbsenzähler mit im Spiel war, sich nicht selbst zu kannibalisieren.
Was in den letzten Jahren m.E. in doch recht erstaunlichem Maße zugenommen hat, ist die Bereitschaft (und Fähigkeit) vieler Anwender, sich mit den Einschränkungen bei Einfrequenz-RTK so zu arrangieren, dass es schlussendlich "irgendwie" doch hinreichend praxistauglich wird.
Und dann bleibt es eben manchmal bei dem grandiosen Fazit, auch für ganz kleines Geld schon die ganze hohe Genauigkeit erreicht zu haben - ob nun mit kommerziellem Einfrequenz-RTK oder gar der RTKLIB.
Was mit RTK an sich nur indirekt zu tun hat, mit Mehrfrequenz-GNSS allerdings unmittelbar zusammenhängt: Vielleicht werden PPP-Rover mit kommerziellem SBAS schon in näherer Zukunft deutlich an Verbreitung zunehmen.
Achtung: Hiermit ist diesmal "das wahre PPP" gemeint und nicht das (vielleicht schon viel populärere) Marketing-Schlagwort für L1 mit "carrier smoothing" (
http://www.navipedia.net/index.php/Carr ... eudoranges)!
Die mittlerweile bereits relativ zahlreich gewordenen Anbieter (z.B. NAVCOM/StarFire, TerraStar, Hemisphere/ATLAS, OmniStar/Trimble) haben dafür jeweils Strukturen aufgebaut, die sehr hohe Investitionskosten verschlungen haben und fortlaufend auch recht hohe Betriebskosten verursachen dürften.
Wohlgemerkt fixe Betriebskosten, denn ob nur ein einziger Nutzer die via L-Band ausgestrahlten Korrekturdaten konsumiert oder "die halbe Welt" damit arbeitet, bedeutet für den jeweiligen Anbieter keinerlei Unterschied.
Grundsätzlich müssten also all diese Anbieter doch sehr daran interessiert sein, möglichst viele Nutzer zu bekommen, nicht wahr?
Vorausgesetzt, das primäre Ziel ist die Profitmaximierung, dürfte es aussichtslos sein, höhere Einnahmen je Nutzer erzielen zu wollen.
Eine Vervielfachung der Nutzer bei hohen Fixkosten und quasi null variablen Kosten erscheint jedoch geradezu alternativlos.
Um mit solchen PPP-Systemen in praxi Genauigkeiten zu erreichen, die mit VRS-RTK schon ziemlich auf Augenhöhe sind, ist aber ein Mehrfrequenz-GNSS ebenfalls alternativlos.
Eine Frage drängt sich daher immer stärker auf: Werden die dafür in Frage kommenden Hersteller vielleicht mal damit beginnen, Mehrfrequenz-Hardware zu relativ niedrigen Preisen anzubieten, um zahlende Abonnenten für verschlüsseltes SBAS via L-Band zu gewinnen?
Möglicherweise ja sogar gänzlich ohne alternative RTCM-Verarbeitung (bzw. erst nach Freischaltung zu RTK-üblichen Preisen)?
Insbesondere bei Hemisphere könnte man derartige Tendenzen wohl schon erahnen, aber z.B. auch von NovAtel kommen bzgl. TerraStar (in diversen Güteklassen) durchaus vergleichbare Signale.
Eine Glaskugel müsste man haben ...