Prosit 2020: UBX-M9 als Krone der L1-Schöpfung?
Verfasst: 01.01.2020 - 02:21
u-blox legt mit seinen Neuheiten mittlerweile ein Tempo vor, an das man sich erst mal gewöhnen muss.
Kaum angekündigt (https://insidegnss.com/new-4-constellat ... om-u-blox/), ist der M9N nun schon in freier Wildbahn unterwegs.
Dieses in forstliche Gefilde deutende Sprachbild hat übrigens wohl noch ein extra Körnchen Wahrheit im Gepäck, denn für mich spricht einiges dafür, dass der M9N in nächster Zeit die beste Wahl für GNSS-Anwender in Wald und Gebirge sein könnte.
Und insbesondere hier im Forum hat sich ja gelegentlich doch ein gewisser Schwerpunkt gezeigt, was die Spezifika von GNSS-Empfängern und -Antennen (letztere leider zumeist etwas vernachlässigt, aber gerade im Wald nicht selten von kritischer Bedeutung) unter dichter Belaubung betrifft.
In beinahe allen anderen Messumgebungen dürfte es nunmehr ja kaum noch Gründe dafür geben, auf aktuelle Mehrfrequenztechnik zu verzichten.
Spätestens mit der F9-Modulgeneration von u-blox ist der bis dato noch erheblich höhere Energieverbrauch von Multiband-Empfängern (klassisch v.a. als RTK-fähige Produkte für L1+L2) schlagartig vorbei, so dass hieraus jetzt sowieso gar keine Einschränkungen der Mobilität mehr entstehen (müssen).
Zeitgleich mit dieser Veränderung des GNSS-Weltmarkts (und u-blox ist dort ja auch nicht ganz allein am Start) ergaben sich v.a. für Anwender in Deutschland immer mehr Verbesserungen der Nutzbarkeit von RTK mit VRS (Virtuelle Referenz-Station, typisch z.B. als SAPOS HEPS der Landesvermessungsämter).
Auch der Kostenfaktor verschob sich also relativ drastisch, wenn es um die Abwägung zwischen Ein- und Mehrfrequenztechnik geht.
Letztlich gibt es also eigentlich gar nicht mehr so viele bzw. so gewichtige Argumente, warum man ein reines L1-System (bzw. L1, E1, G1, und/oder B1) bevorzugen sollte …
Im schönen deutschen Wald jedoch mag diesbezüglich doch ein gewisser Ausnahmetatbestand gegeben sein.
Denn das z.B. mit einem F9P unter freiem Himmel erreichbare Genauigkeitsniveau wird durch eine dichte Belaubung oberhalb der GNSS-Antenne ja ohnehin recht oft ad absurdum geführt.
Jeder Praktiker, der schon ab und zu mal mit GNSS-Gerätschaften in einen Wald gestiefelt ist, weiß leider nur allzu gut, dass die Werbeversprechen der Verkäufer dort üblicherweise völlig unsinnig werden.
Ob nämlich irgendein bestimmtes Produkt laut Datenblatt mit Genauigkeiten im Dezimeter- oder gar im Zentimeterbereich aufwarten kann, ist dort schlagartig bedeutungslos, wo der tatsächliche Lagefehler nicht selten auch mit sehr teurer Ausrüstung bis weit hinein in zweistellige Meterzahlen abzustürzen pflegt …
Unter solchen Rahmenbedingungen könnte also der Kostenvorteil eines reinen Einfrequenz-Empfängers doch noch immer ausschlaggebend bleiben, zumal dieser Unterschied ja nicht nur beim Empfängermodul selbst besteht, sondern immer auch bei der Antenne.
Für letztere mag aktuell vielleicht die Faustregel gelten, dass ein Multiband-Produkt in einer gegebenen Leistungs- bzw. Preisklasse häufig noch zwei- bis dreimal so teuer ist wie eine ansonsten vergleichbare Einfrequenz-Antenne, sofern man abgesehen davon eine ungefähr gleiche Leistungsklasse erkennen kann.
Es war für relativ viele Anwender im forstlichen Bereich also bisher noch durchaus vernünftig, als Empfängermodul den NEO-M8N zu bevorzugen, zumeist in Kombination mit einer Tallysman-Antenne der (grob gesagt) 100-EUR-Klasse, z.B. (je nach individuell bevorzugter Bauform) der TW2710 bzw. der TW3710.
Teurere Kernkomponenten (Empfängermodul und/oder Antenne) haben sich jedenfalls im Wald kaum mal gelohnt.
Im Gegenteil, sogar die Kombination eines im Vergleich zum M8N erheblich schwächeren Empfängers (SoC im Garmin GPSMAP64, dank der in diesem Gerät aber bereits enthaltenen Software allerdings viel komfortabler) mit einer via MCX-Buchse am GPSMAP anschließbaren 100-EUR-Antenne war bis dato nicht selten schon allemal gut genug ...
Der vermutlich wichtigste Erfolgsfaktor speziell unter dichter Belaubung dürfte m.E. wohl in der (etwas vereinfachten) Frage liegen, wie viele Satelliten jeweils mit welchen SNR-Pegeln (Signal-Noise-Ratio, typischerweise dargestellt in den üblichen Balkendiagrammen von Satellitendarstellungen) empfangen werden können.
Genau in diesem Leistungsmerkmal lag schon seit jeher die herausragende Stärke des M8N, und bereits jetzt spricht alles dafür, dass der M9N hier nochmals eine ordentliche Schippe draufpacken kann.
Rein "datenblattmäßig" natürlich allein deswegen, weil die seit FW 3.01 beim M8N parallel nutzbare Konstellation von GPS+GALILEO+GLONASS+EGNOS nun noch um die BeiDou-Satelliten erweitert wird.
Der enorme Leistungssprung bzgl. PVT-Rate (Position, Velocity, Timing), in welcher Häufigkeit je Sekunde also neue Messergebnisse des GNSS-Empfängers nutzbar sind, dürfte hingegen nur wenigen Anwendern wichtig sein.
Auch wenn ich jetzt seit einigen Tagen insbesondere auch darauf schaue, was sich beim M9N evtl. "unter der Haube" getan haben könnte, was die Leistungsfähigkeit seiner üblichen Datenschnittstellen (v.a. UART und I2C) speziell für Raten bis 20 Hz oder sogar noch darüber hinaus betrifft, sind solche technischen Aspekte für die allermeisten Praxisnutzer vermutlich belanglos.
Entscheidend hingegen wohl immer die Grundfrage, was "hinten rauskommt", nicht wahr?
Beim M9N jedenfalls dürfte dies insbesondere für Messungen unter dichter Belaubung m.E. doch ein relativ deutlicher Fortschritt sein!
Anbei auch gleich noch ein paar Schnappschüsse der gestrigen Testmessung mit M9N+TW2710 unter freiem Himmel, auch wenn hierfür leider kaum hinreichend Zeit übrig war …
Und schließlich noch ein Neujahrsgruß an alle Mitforisten, obwohl es hier im Forum zuletzt doch äußerst ruhig geworden war, oder meinetwegen auch gerade deswegen.
Kaum angekündigt (https://insidegnss.com/new-4-constellat ... om-u-blox/), ist der M9N nun schon in freier Wildbahn unterwegs.
Dieses in forstliche Gefilde deutende Sprachbild hat übrigens wohl noch ein extra Körnchen Wahrheit im Gepäck, denn für mich spricht einiges dafür, dass der M9N in nächster Zeit die beste Wahl für GNSS-Anwender in Wald und Gebirge sein könnte.
Und insbesondere hier im Forum hat sich ja gelegentlich doch ein gewisser Schwerpunkt gezeigt, was die Spezifika von GNSS-Empfängern und -Antennen (letztere leider zumeist etwas vernachlässigt, aber gerade im Wald nicht selten von kritischer Bedeutung) unter dichter Belaubung betrifft.
In beinahe allen anderen Messumgebungen dürfte es nunmehr ja kaum noch Gründe dafür geben, auf aktuelle Mehrfrequenztechnik zu verzichten.
Spätestens mit der F9-Modulgeneration von u-blox ist der bis dato noch erheblich höhere Energieverbrauch von Multiband-Empfängern (klassisch v.a. als RTK-fähige Produkte für L1+L2) schlagartig vorbei, so dass hieraus jetzt sowieso gar keine Einschränkungen der Mobilität mehr entstehen (müssen).
Zeitgleich mit dieser Veränderung des GNSS-Weltmarkts (und u-blox ist dort ja auch nicht ganz allein am Start) ergaben sich v.a. für Anwender in Deutschland immer mehr Verbesserungen der Nutzbarkeit von RTK mit VRS (Virtuelle Referenz-Station, typisch z.B. als SAPOS HEPS der Landesvermessungsämter).
Auch der Kostenfaktor verschob sich also relativ drastisch, wenn es um die Abwägung zwischen Ein- und Mehrfrequenztechnik geht.
Letztlich gibt es also eigentlich gar nicht mehr so viele bzw. so gewichtige Argumente, warum man ein reines L1-System (bzw. L1, E1, G1, und/oder B1) bevorzugen sollte …
Im schönen deutschen Wald jedoch mag diesbezüglich doch ein gewisser Ausnahmetatbestand gegeben sein.
Denn das z.B. mit einem F9P unter freiem Himmel erreichbare Genauigkeitsniveau wird durch eine dichte Belaubung oberhalb der GNSS-Antenne ja ohnehin recht oft ad absurdum geführt.
Jeder Praktiker, der schon ab und zu mal mit GNSS-Gerätschaften in einen Wald gestiefelt ist, weiß leider nur allzu gut, dass die Werbeversprechen der Verkäufer dort üblicherweise völlig unsinnig werden.
Ob nämlich irgendein bestimmtes Produkt laut Datenblatt mit Genauigkeiten im Dezimeter- oder gar im Zentimeterbereich aufwarten kann, ist dort schlagartig bedeutungslos, wo der tatsächliche Lagefehler nicht selten auch mit sehr teurer Ausrüstung bis weit hinein in zweistellige Meterzahlen abzustürzen pflegt …
Unter solchen Rahmenbedingungen könnte also der Kostenvorteil eines reinen Einfrequenz-Empfängers doch noch immer ausschlaggebend bleiben, zumal dieser Unterschied ja nicht nur beim Empfängermodul selbst besteht, sondern immer auch bei der Antenne.
Für letztere mag aktuell vielleicht die Faustregel gelten, dass ein Multiband-Produkt in einer gegebenen Leistungs- bzw. Preisklasse häufig noch zwei- bis dreimal so teuer ist wie eine ansonsten vergleichbare Einfrequenz-Antenne, sofern man abgesehen davon eine ungefähr gleiche Leistungsklasse erkennen kann.
Es war für relativ viele Anwender im forstlichen Bereich also bisher noch durchaus vernünftig, als Empfängermodul den NEO-M8N zu bevorzugen, zumeist in Kombination mit einer Tallysman-Antenne der (grob gesagt) 100-EUR-Klasse, z.B. (je nach individuell bevorzugter Bauform) der TW2710 bzw. der TW3710.
Teurere Kernkomponenten (Empfängermodul und/oder Antenne) haben sich jedenfalls im Wald kaum mal gelohnt.
Im Gegenteil, sogar die Kombination eines im Vergleich zum M8N erheblich schwächeren Empfängers (SoC im Garmin GPSMAP64, dank der in diesem Gerät aber bereits enthaltenen Software allerdings viel komfortabler) mit einer via MCX-Buchse am GPSMAP anschließbaren 100-EUR-Antenne war bis dato nicht selten schon allemal gut genug ...
Der vermutlich wichtigste Erfolgsfaktor speziell unter dichter Belaubung dürfte m.E. wohl in der (etwas vereinfachten) Frage liegen, wie viele Satelliten jeweils mit welchen SNR-Pegeln (Signal-Noise-Ratio, typischerweise dargestellt in den üblichen Balkendiagrammen von Satellitendarstellungen) empfangen werden können.
Genau in diesem Leistungsmerkmal lag schon seit jeher die herausragende Stärke des M8N, und bereits jetzt spricht alles dafür, dass der M9N hier nochmals eine ordentliche Schippe draufpacken kann.
Rein "datenblattmäßig" natürlich allein deswegen, weil die seit FW 3.01 beim M8N parallel nutzbare Konstellation von GPS+GALILEO+GLONASS+EGNOS nun noch um die BeiDou-Satelliten erweitert wird.
Der enorme Leistungssprung bzgl. PVT-Rate (Position, Velocity, Timing), in welcher Häufigkeit je Sekunde also neue Messergebnisse des GNSS-Empfängers nutzbar sind, dürfte hingegen nur wenigen Anwendern wichtig sein.
Auch wenn ich jetzt seit einigen Tagen insbesondere auch darauf schaue, was sich beim M9N evtl. "unter der Haube" getan haben könnte, was die Leistungsfähigkeit seiner üblichen Datenschnittstellen (v.a. UART und I2C) speziell für Raten bis 20 Hz oder sogar noch darüber hinaus betrifft, sind solche technischen Aspekte für die allermeisten Praxisnutzer vermutlich belanglos.
Entscheidend hingegen wohl immer die Grundfrage, was "hinten rauskommt", nicht wahr?
Beim M9N jedenfalls dürfte dies insbesondere für Messungen unter dichter Belaubung m.E. doch ein relativ deutlicher Fortschritt sein!
Anbei auch gleich noch ein paar Schnappschüsse der gestrigen Testmessung mit M9N+TW2710 unter freiem Himmel, auch wenn hierfür leider kaum hinreichend Zeit übrig war …
Und schließlich noch ein Neujahrsgruß an alle Mitforisten, obwohl es hier im Forum zuletzt doch äußerst ruhig geworden war, oder meinetwegen auch gerade deswegen.