Deutsche Heereskarte mit 6° Gitter

Hier passt alles rein, was sonst nirgendwo passt. Dafür wurde extra das schöne deutsche Wort "Off-Topic" erfunden.

Moderator: Roland

Antworten
Benutzeravatar
Jörn Weber
Beiträge: 789
Registriert: 03.02.2007 - 16:11
Wohnort: Jena

Deutsche Heereskarte mit 6° Gitter

Beitrag von Jörn Weber » 17.03.2007 - 18:53

Hallo,


eben stieß ich im polnischen Internet auf diese Heereskarte.

http://www.mapywig.org/kazik/messtischb ... hausen.jpg

Sie enthält ein mir bisher unbekanntes 6 ° Gauss-Krüger Gitter namens "Deutsches Heeresgitter".

Hat jemand Informationen zu diesem Gitter?

btw. http://www.mapy.eksploracja.pl/news.php

Die Polen scheinen die deutsche Kartenkultur besser zu pflegen, als wir Deutschen selber.

Gruss Joern Weber
Heereskarte/-gitter mod. Roland

Benutzeravatar
Roland
Beiträge: 2055
Registriert: 18.02.2004 - 22:33
Wohnort: Wusterhausen(Dosse)

Beitrag von Roland » 17.03.2007 - 21:12

Hallo Jörn,

ouuh.
Auf die Schnelle nur Etwas aus der ... Schweiz
http://www.swisstopo.ch/pub/down/about/ ... 003-11.pdf

Ob ich da irgendwelche Aufzeichnungen zu den geodätischen Grundlagen finde ?

Sorry
Roland

Benutzeravatar
Jörn Weber
Beiträge: 789
Registriert: 03.02.2007 - 16:11
Wohnort: Jena

Beitrag von Jörn Weber » 18.03.2007 - 08:48

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: ouuh.
Auf die Schnelle nur Etwas aus der ... Schweiz
http://www.swisstopo.ch/pub/down/about/ ... 003-11.pdf
Den Aufsatz kannte ich, habe wohl den Namen "Deutsches Heeresgitter" übersehen, klingt ja ähnlich dem 3° breiten "Deutschen Reichsgitter".

Inzwischen habe ich die Karte in TTQV kalibriert. Die passen bis auf den letzten Millimeter zu den heutigen Karten. Fürs Protokoll:

Kartenbezugssystem: Potsdam
Projektion: Transverse Mecator
Kartengitter: Gauss Krüger mit 6 ° breiten Streifen.
Skalierung: 1.00000 (!)
Versatz der Rechtswerte: 500000 Meter

Daraus erbigt sich:

1.
Dass wegen der Skalierung=1.0000 das UTM-Gitter definitiv nicht von der Wehrmacht verwendet wurde.

2. Das die deutsche Karthographie schon einmal eingesehen hatte, das 3° breite Zonen zu unhandlich sind.
Ob ich da irgendwelche Aufzeichnungen zu den geodätischen Grundlagen finde ?
Ich habe die Suchmaschienen gefüttert und finde nur Verweise auf die Heereskarte der Schweiz. Desweiteren kann man belegen das es derartige Herrerskarten für das gesamte Europa im Massstab 1:25000 gab. Und zwar nicht nur für die besetzten Gebiete, sondern auch für befreundete staaten wie Spanien. Selbst einige hochentwickelten Staaten, wie Österreich haben nicht eine derart genaue Karthographie. Damit ist auch klar warum Prof. Gigas den Amerikaner so viel wert war und sie das deutsche Kartenmaterial nach dem Krieg sofort aus Thüringen nach Bayern verbrachten. Mit diesem Material hatten sie erstmal in Europa die besseren Karten. Das sie hinterher einen bösen Fehler mit dem ED50 begangen, steht dann wieder auf einem anderen Blatt.

Gruss Joern Weber

Benutzeravatar
Roland
Beiträge: 2055
Registriert: 18.02.2004 - 22:33
Wohnort: Wusterhausen(Dosse)

Beitrag von Roland » 18.03.2007 - 16:02

Hallo Jörn,

da bin ich wiedermal zu spät aufgestanden ...

Ich fand noch zwei Mitteilungen von Clifford Mugnier (einschlägig bekannt)

Hier wird Deine Annahme bestätigt
http://lists.maptools.org/pipermail/pro ... 02085.html
Ich stoße mich ein bißchen an dem Gleichsetzen mit UTM, das hieße ja Internationales Ellipsoid. Klarer, wenn es denn zutrifft, wäre doch:
GK mit 6°-Streifen auf Bessel-Ellipsoid ?

Hier noch etwas aus der gleichen Feder, sogar mit Umrechnungsformeln für den 34. Streifen (Polen)
http://www.asprs.org/resources/grids/09-2002-latvia.pdf

Zusatz:
finde ich sogar nochwas aus Deiner Quelle
http://home.arcor.de/ernst_werner/diplom/d3.pdf
S. 18, aber sehr vage.

Grüße Roland

Benutzeravatar
Jörn Weber
Beiträge: 789
Registriert: 03.02.2007 - 16:11
Wohnort: Jena

Beitrag von Jörn Weber » 18.03.2007 - 17:23

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: Ich stoße mich ein bißchen an dem Gleichsetzen mit UTM, das hieße ja Internationales Ellipsoid. Klarer, wenn es denn zutrifft, wäre doch:
GK mit 6°-Streifen auf Bessel-Ellipsoid ?
Ellipsoid und Gitter sind unterschiedliche Dinge, welche nicht miteinander verknüpft sein müssen. Man kann jedes Gitter auf jeden Ellipsoid ziehen. UTM bedeutet also nicht gleich das der International-Ellipsoid verwendet werden muss. UTM ist auch mit vielen anderen Ellipsoiden üblich, WGS60/66/72/84/GRS80)

Die Deutschen Heereskarten verwenden immer den Bessel 1841, egal ob da ein Gk 3° oder GK 6° Grad Gitter draufgezogen wurde.

Interessant finde ich diesen Satz. "The DHG has its origin in WWII and was developed by the Germans, specifically by Dr. Gigas."

Das heißt Gigas hat sich schon frühzeitig nicht nur um das RfL, sondern auch um die Heereskarthographie gekümmert.
Hier noch etwas aus der gleichen Feder, sogar mit Umrechnungsformeln für den 34. Streifen (Polen)
http://www.asprs.org/resources/grids/09-2002-latvia.pdf
Zitat aus dieser Quelle

“In 1942 the German Army undertook the conversion of the Latvian Soldner coordinates to DHG Pulkovo.”..." :?:

Deutsches Herresgitter mit Bezugspunkt Pulkovo. :idea:

Die Wehrmacht hat unmittelbar nach Besetzung des Baltikums die dortigen auf Pulkowo bezogenen Festpunkte verwendet, um sie mit dem Helmertturm auszugleichen. Das Gitter war von vornherein identisch. Das dabei altes Deutsches Söldner-basiertes Material mit im Spiel war, war für die deutschen Karthographen sicher kein Problem, damit kannten sie sich ja aus, weil das Material ja von ihen stammte. (deutsche Ostgebiete vor dem 1. Weltkrieg!) Man hat sogar noch geprüft ob die Triangulation des Baltikums auf Pulkowo passt und man nicht von den Russen reingtelegt worden war. Es gilt damit natürlich auch der Umkehrschluss, das die Russen nach dem Krieg in der Lage waren die erbeuteten Heereskarten in ihrem S42 einzuarbeiten. Hierbei kamm ihnen natürlich Krasowski's gut angeschiegter Ellipsoid entgegen. Der passte eben nicht nur in Pulkowo sondern auch in Potsdam.

Gruss Joern Weber

Antworten