NN = 5 m ?

Hier passt alles rein, was sonst nirgendwo passt. Dafür wurde extra das schöne deutsche Wort "Off-Topic" erfunden.

Moderator: Roland

Benutzeravatar
Jörn Weber
Beiträge: 789
Registriert: 03.02.2007 - 16:11
Wohnort: Jena

Re: GOCE Satellitenmission

Beitrag von Jörn Weber » 20.08.2007 - 18:58

Hallo Deichgraf,
Deichgraf hat geschrieben: Das globale Erdschwerefeld kann man sich als eine Schar von unregelmäßigen Flächen gleichen Schwerepotentials um den Erdmittelpunkt,


Jetzt kommen wir der Sache näher:

1. Wie groß ist der Erdmittelpunkt, also das Zentrum der Schwerkraft?
2. Wie groß ist die Schwerkraft am Erdmittelpunkt?
3. Gibt es überhaupt nur ein Zentrum der Schwerkraft oder vielleicht auch mehre?
4. Können die unregelmässigen Flächen mit gleichem Schwereportential sich gegenseitig durchscheiden?

Nein, ich will dich nicht verunsichern, aber eventuell helfen sie deinen Horizont zu erweitern.

Gruss Joern Weber

Deichgraf
Beiträge: 506
Registriert: 09.02.2006 - 13:22

Super-Geoid

Beitrag von Deichgraf » 20.08.2007 - 22:27

Hi, Jörn,
unter all diesen Schwereflächen mit ihren verschiedenen Massen soll es wiederum eine geben, die ca. 1 m unter dem mittleren Wasserstand des Atlantiks liegt und sich, wie ich es verstanden habe, rund um den Erdball ziehen.
Die verschiedenen Höhenmodelle bzgl. des Geoids sind mit dem Supergeoid dann wohl out; dann wird NN auch neu definiert werden.

Ein Bericht über die Trinkwassersuche mittels Schwerefeld hat mir die praktische Seite vor Augen geführt und mir selbige weit geöffnet.

Gruß
Günther

Benutzeravatar
Roland
Beiträge: 2055
Registriert: 18.02.2004 - 22:33
Wohnort: Wusterhausen(Dosse)

Beitrag von Roland » 21.08.2007 - 07:33

Hallo Günther,

ich will nur nochmal darauf hinweisen, dass in D gerade von NN auf NHN umgestellt wird.

Mehr -oder besser gesagt weniger - zum Geoid heute abend.

Gruß Roland

Benutzeravatar
Roland
Beiträge: 2055
Registriert: 18.02.2004 - 22:33
Wohnort: Wusterhausen(Dosse)

Beitrag von Roland » 21.08.2007 - 21:20

Hallo,

ich habe mir den von mir genannten Aufsatz der Swisstopo tatsächlich selbst durchgelesen. Viel mehr kann ich nicht sagen. Zum Verständnis vielleicht: die 50 cm Differenz zwischen Geoid und Quasigeoid fielen ja nur auf, wenn beide Höhensysteme nebeneinander genutzt würden.
Ein bisschen fasziniert mich, dass man heute dank der Computerleistung tatsächlich ein Geoid rechnen kann, dass so auf einen Zentimeter (?) genau ist. Wobei sich das wohl auf die Region bezieht und noch nicht global zu sehen ist.

Eine Fundstelle vielleicht doch noch
http://www.bafg.de/servlet/is/5796/Veran1_2007Int.pdf

Ich habe auch mal nach Gravitation und Erdmittelpunkt gegoogelt, finde da aber schnell Blüten der Esoterik ...


Grüße Roland

Benutzeravatar
Jörn Weber
Beiträge: 789
Registriert: 03.02.2007 - 16:11
Wohnort: Jena

Beitrag von Jörn Weber » 22.08.2007 - 19:26

Hallo all,
Roland hat geschrieben: Ein bisschen fasziniert mich, dass man heute dank der Computerleistung tatsächlich ein Geoid rechnen kann, dass so auf einen Zentimeter (?) genau ist. Wobei sich das wohl auf die Region bezieht und noch nicht global zu sehen ist.
Um noch besser rechnen zu können "missbraucht" man die Navstar-Satelliten. Deren Bahnstörrungen liefen zusätzlich Futter für das Schwerefeldmodell der Erde. Die Messwerte fallen dabei quasi nebenbei im IGS-Netz an.

Gruss Joern Weber

Benutzeravatar
Roland
Beiträge: 2055
Registriert: 18.02.2004 - 22:33
Wohnort: Wusterhausen(Dosse)

Beitrag von Roland » 23.08.2007 - 21:50

Hallo Jörn,

jetzt könnte ich aus der Hüfte schießen und sagen, für detaillierte Schwerefeldbestimmungen braucht man niedrig fliegende Satelliten mit Orbits unter 450 km. Doch die Hand am Abzug zittert ... zum Zielen sind meine Kenntnisse bei weitem nicht ausreichend.


Grüße Roland

Deichgraf
Beiträge: 506
Registriert: 09.02.2006 - 13:22

GOCE : Umlaufbahn 250 km

Beitrag von Deichgraf » 23.08.2007 - 22:37

Hi, Roland,

zum GOCE-Satelliten:

Auch die Umlaufbahn des GOCE-Satelliten steht ganz im Dienste seines Forschungsauftrags: Um die größtmögliche räumliche Auflösung zu erzielen, umkreist er die Erde in nur 250 Kilometern Höhe, nach Satellitenmaßstäben eine extrem niedrige Bahn. Denn in dieser Höhe macht sich schon der Widerstand der Atmosphäre bemerkbar, so dass ein ausgeklügeltes Steuerungssystem diese Einflüsse mithilfe der Ionenantriebsdüsen ausgleichen muss. Die Vorteile dieser "Kompromisslösung": Der Orbit des Satelliten entspricht so einem fast perfekten freien Fall ohne Reibung, so dass keine zusätzlichen, die Messungen störenden Beschleunigungskräfte einwirken. Und dies wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass die Beschleunigungssensoren des Gradiometers extrem empfindlich eingestellt werden können.


Gruß
Günther

Benutzeravatar
Jörn Weber
Beiträge: 789
Registriert: 03.02.2007 - 16:11
Wohnort: Jena

Beitrag von Jörn Weber » 24.08.2007 - 21:05

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben: jetzt könnte ich aus der Hüfte schießen und sagen, für detaillierte Schwerefeldbestimmungen braucht man niedrig fliegende Satelliten mit Orbits unter 450 km. Doch die Hand am Abzug zittert ... zum Zielen sind meine Kenntnisse bei weitem nicht ausreichend.
Stecke die Kanone wieder weg. Auch der GOCE-Sensor ist auf die Bahndaten der Navstars angewiesen. Der LEO Satellit GOCE hat den Nachteil, das er auf Grund seiner niedrigen Umlaufbahn durch die Atmosphäre gestört wird. Weiterhin müssen für genaue Messergebnisse des GOCE auch die Bahnstörungen der Navstars bekannt sein. Ein weiterer Nachteil des GOCE ist das wegen seiner niedrigen Umlaufbahn nicht die komplette Masse der Erde von außen erfassen kann, denn ein Teil der Atmosphäre liegt noch über ihm. Bei den MEO-Satelliten Navstar hat man hingen schon durch die schiere Menge der Daten andere Möglichkeiten als beim Einzelkämpfer GOCE. Mit einem mathematischen Rauschfilter nach Kalman sollte sich auch bei den Navstars schon hinreichend genaue Informationen abgreifen lassen.

http://www.goce-projektbuero.de/seiten/mission.html


Gruss Joern Weber

Benutzeravatar
KoenigDickBauch
Beiträge: 303
Registriert: 25.01.2007 - 21:59

Re: GOCE : Umlaufbahn 250 km

Beitrag von KoenigDickBauch » 25.08.2007 - 18:55

Deichgraf hat geschrieben:Hi, Roland,

zum GOCE-Satelliten:

Auch die Umlaufbahn des GOCE-Satelliten steht ganz im Dienste seines Forschungsauftrags: Um die größtmögliche räumliche Auflösung zu erzielen, umkreist er die Erde in nur 250 Kilometern Höhe, nach Satellitenmaßstäben eine extrem niedrige Bahn. Denn in dieser Höhe macht sich schon der Widerstand der Atmosphäre bemerkbar, so dass ein ausgeklügeltes Steuerungssystem diese Einflüsse mithilfe der Ionenantriebsdüsen ausgleichen muss. Die Vorteile dieser "Kompromisslösung": Der Orbit des Satelliten entspricht so einem fast perfekten freien Fall ohne Reibung, so dass keine zusätzlichen, die Messungen störenden Beschleunigungskräfte einwirken. Und dies wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass die Beschleunigungssensoren des Gradiometers extrem empfindlich eingestellt werden können.


Gruß
Günther
Hallo Günther,

irgend wie hört sich das für mich an wie die Geschichte von Münch Hausen, der sich an den Haaren aus dem Sumpf zieht.

Da der Satellit durch die Atmosphäre gebremst wird, mss er diese Beschleunigung messen um das kompensieren zu können.

Wie wird denn bei dieser Beschleunigungsmessung zwischen Reibung und Geoid-Anomalien unterschieden?

Gruß
Thomas

Deichgraf
Beiträge: 506
Registriert: 09.02.2006 - 13:22

GOCE

Beitrag von Deichgraf » 25.08.2007 - 21:05

Hi, Thomas,

ich habe Arbeit von Claudia Stummer gelesen; sie beschreibt in ihrer Diplomarbeit, wie alle Mess-Fehler bei diesem Satelliten einschl. GPS zu kompensieren sind, am Ende sollen jedenfalls die Daten eines "Supergeoids" vorliegen. Die Geo-Physiker werden's schon richten.

Vielleicht kommt am Ende auch eine einheitliche Höhe für alle GPS-Systeme dabei heraus.

Gruß
Günther

Benutzeravatar
Roland
Beiträge: 2055
Registriert: 18.02.2004 - 22:33
Wohnort: Wusterhausen(Dosse)

Beitrag von Roland » 26.08.2007 - 23:11

Hallo,

schöne Bilder, schöne Diplomarbeit.
Aber ich fürchte, wenn ich mich mit meinem Halbwissen weiter äußere, kommen einige DLR-Mitarbeiter morgen mit verweinten Augen zum Dienst ....

Grüße Roland

Benutzeravatar
Jörn Weber
Beiträge: 789
Registriert: 03.02.2007 - 16:11
Wohnort: Jena

Beitrag von Jörn Weber » 27.08.2007 - 10:09

Hallo Roland,
Roland hat geschrieben:Hallo,
schöne Bilder, schöne Diplomarbeit.
Aber ich fürchte, wenn ich mich mit meinem Halbwissen weiter äußere, kommen einige DLR-Mitarbeiter morgen mit verweinten Augen zum Dienst ....
Die DLR hat sowieso massiv Know How angehäuft. Sie lassen aber leider der zivilen Allgemeinheit davon wenig teilhaben. Stichwort Micro DEM. Ein Supergeoid ist ein weiterer Baustein zum Micro DLM.

Gruss Joern Weber

Benutzeravatar
jekyll_wolf
Beiträge: 70
Registriert: 30.03.2005 - 21:04
Kontaktdaten:

Uneinigkeit NN

Beitrag von jekyll_wolf » 27.08.2007 - 13:05

Vor kurzem hat sich wegen der NN-Geschichte anlässlich eines Brückenbaus über den Hochrhein, eine Anekdote ergeben. Auf der deutschen Seite planten deutsche Konstrukteure, vis a vis planten die Erfinder von Ricola.
Als die Brücke fast fertig war, stellten die Jungs fest, dass das eine Ende der Brücke so angelegt war, das es ebenerdig zugänglich ist, auf der anderen Seite jedoch eine Stufe von 50 cm Höhe zu überwinden war. Für Autos und Radfahrer ein nicht unerhebliches Hindernis.
Grund für das Übel: Unterschiedliche Normal-Null-Standards in D und CH.

Wann braucht man eine Höhenangabe genauer als 5 bis 10 Meter ? Klar beim Brückenbau schon, aber bei Outdooraktivitäten, hmmm...?

Gruß aus Freiburg

Deichgraf
Beiträge: 506
Registriert: 09.02.2006 - 13:22

Wozu die Höhenangabe?

Beitrag von Deichgraf » 27.08.2007 - 19:39

Hi, Freiburger,

ich war im Sommer auf der Wasserkuppe, mein GPS 72 zeigte mir oben eine Höhe von 949 m an. Ich war begeistert.

Aber mit der tiefsten Stelle in Norddeutschland kommt mein GPS nicht zurecht.

Es ist nicht schlimm, aber es stört mich doch.

Gruß
Günther

Benutzeravatar
Roland
Beiträge: 2055
Registriert: 18.02.2004 - 22:33
Wohnort: Wusterhausen(Dosse)

Beitrag von Roland » 28.08.2007 - 21:50

Hallo Günther,
Deichgraf hat geschrieben:Aber mit der tiefsten Stelle in Norddeutschland kommt mein GPS nicht zurecht
Darüber habe ich jetzt lange nachgedacht ... 8)
der tiefste Punkt liegt nicht am Fahnenmast, sondern in der Mulde 'rechts' unterhalb des Gehöfts.
Hm, dürften maximal 2 m Differenz sein. Oder weniger, meine Erinnerung verblasst. Welche Differenzen hast Du ?

@ Freiburg:

Ja, die alte Story, beim Googeln schon nicht mehr ganz vorne
http://www.scinexx.de:80/index.php?cmd= ... cs&id=4653

wobei sich die Brückenbauer nicht in der Mitte treffen sollten, sondern von einer Seite zur anderen gebaut haben.

Wer Bürokratie groß schreibt, wird hieran seine Freude haben
Bundestags-Drucksache

Grüße Roland

Antworten